[Lichtgestalten] Rogier van der Heide: Schreien für Licht

Lichtgestalten Rogier van der Heide - Philips Licht-Design-Chef

Ein feines Gespür für Menschen ist nicht von Nöten um festzustellen: Der Mann ist anders. Wer sich in Jeans und Pullover unter Anzugträger begibt, ist entweder ein Sonderling oder ein Individualist. Wenn der Mann die Anzugträger anfeuert – und das darf – muss er jemand Außergewöhnliches sein. Wie Rogier van der Heide.

„Jaaaaa! Super!“ ruft er, klatscht ununterbrochen in die Hände, wobei seine langen Arme durch die Luft fliegen und sich sein Rücken beugt. Und die angefeuerten Anzugträger jubeln mit, lassen sich gehen.

Nein, van der Heide ist kein Motivationsguru. Er ist der oberste Lichtdesigner bei Philips. Für gewöhnlich ist er weniger lautstark (davon gehen wir aus), das macht er nur während Workshops, wenn spinnerte Ideen möglichst frenetisch bejubelt werden.

„Für Design braucht man kein Genie. Man braucht Leute, die zusammenarbeiten“, sagt er. Sein Talent sei es, Talente zu entdecken. „Ich mag Leute, die etwas können. Ich habe Respekt vor Bäckern. Tolle Leute.“

Zum Licht kam van der Heide auf einem planvollen Umweg. Er hat Film studiert, obwohl er keine drehen wollte und sich für einen lausigen Regisseur hält. Licht wollte er verstehen. Warum? Weil er sich schon als Kind für Licht interessiert hat. Das war halt so, ohne ein warum.

Jetzt sind statt Zelluloid und Speicherkarte LED und OLED sein Metier. „LED sind die Sonne, OLED sind der Himmel“, sagt der Designer: LED erhellt den Punkt, OLED beleuchten „diffus, schön und soft“ die Fläche. „OLED sind nicht die neue Generation LED“, doziert er.

Doch man hört dem Kerl lieber bei seinen Visionen zu, wie man doch ein Fußballstadion mit LED-Licht fluten könnte. Oder wenn er erzählt, wie er im Amsterdamer Rijksmuseum hunderte Kunstwerke mit LED ausleuchtet. „Es ist wunderbar, wie viel man in einem Gemälde entdeckt.“ Oder über seine OLED-Lichtskulpturen redet, die er beispielsweise auf der Messe Light&Building gezeigt hat. Dabei lebt sich der Designer aus, der kein Künstler sein will sondern Handwerker.

Im Grunde ist van der Heide sogar ein Philosoph oder Zukunftsforscher. Er hirnt darüber, wie die Welt von morgen aussehen kann (und wie man sie beleuchtet), und räumt bescheiden ein: „Wir wissen nicht mal, wie viel wir nicht wissen.“

Das ist doch mal eine solide Basis, für Anzugträger mitzubrüllen: „Jaaaa! Super!“

Foto: MomentiMedia 

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