Fußball-Fans haben ihn rot im Kalender markiert, den 14. August 2015 – erster Spieltag der Bundesliga-Saison. Rot leuchtet dann auch die Allianz Arena – und läutet damit nicht nur die neue Spielzeit ein, sondern ab sofort Licht-Spiele der besonderen Art.
Das imposante Heimstadion des FC Bayern München wurde pünktlich zum 10-jährigen Allianz-Arena-Jubiläum rundum auf LED-Außenbeleuchtung umgerüstet.
300.000 per App steuerbare LEDs wurden verbaut, um die Außenhaut des Münchner Wahrzeichens auf insgesamt 26.000 Quadratmetern mit dynamischen Lichtanimationen zu beleuchten – im Spielbetrieb zum ersten Mal am Freitag, wenn die Bayern-Kicker beim Bundesliga-Eröffnungsspiel den Hamburger SV empfangen (20:30 Uhr, live in der ARD).
Die innovative Beleuchtungstechnik für die größte Membranhülle der Welt kommt von Licht-Weltmarktführer Philips, seit letztem Jahr offizieller Lichtpartner des erfolgverwöhnten Kicker-Clubs.
„Das LED-System ist der Allianz Arena direkt auf den Leib geschneidert“, erklärt Philips Licht-Chef Roger Karner gestern Abend bei lauen Sommertemperaturen im Presseclub der Allianz Arena. „Fußball ist Emotion pur – und auch Licht ist pure Emotion“, sagt Karner. „Hier kommt also zusammen, was einfach zusammengehört.“
Der beleuchtbare Teil der Fassade besteht aus 1056 rautenförmigen Membran-Kissen. Jedes Kissen wiederum enthält etwa 285 LEDs auf sieben bis acht Leuchten. Die sind einzeln anzusteuern und intelligent vernetzt. „Damit können wir nicht nur die einzigartige Architektur des Stadions erweitern“, begeistert sich Andreas Jung, Vorstandsmitglied des FCB, „sondern vor allem superemotionale Momente für Fans kreiieren – mit 16 Millionen Farben.“
Mit den bisherigen Leuchtstofflampen waren nur drei Farben möglich. Nach zweijähriger Planung wurde das komplette System in nur 100 Tagen umgerüstet. „Und keiner hat es mitbekommen“, freut sich Andreas Rindt, Commercial Director bei Philips Lighting. „Eine wahnsinnige Herausforderung – logistisch und vor allem auch für die Industriekletterer, also österreichische Profi-Bergsteiger, die bei irren Temperaturen im Inneren der Membranhülle in bis zu 25 Meter Höhe Röhren austauschen mussten.“
In der Standard-Beleuchtung spielen vor allem die FCB-Vereinsfarbe Rot, aber auch Blau (u.a. für 1860 München) sowie Weiß eine große Rolle. Die können jetzt mit feinsten Nuancen, Intensitäten und Verläufen dynamisch ineinander übergehen, etwa von oben nach unten fließen, die Fassade umlaufen. „Wir können nun die Dynamik der Spiele aber vor allem auch durch Lichteffekte im Stadion unterstreichen“, freut sich Jung. Torjubel etwa in Rot und Weiß ist möglich.
„Vorab gespeicherte Licht-Szenarien sind einfach per Klick auf ein Tablet oder Smartphone abrufbar“, erklärt Karner. „Ich freue mich schon auf die ersten Spiele, wenn die Licht-La-Ola zum Einsatz kommt“, begeistert sich der Licht-Chef.
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„Nur eine Farbe wird es nie geben“, schmunzelt Jung beim Presse-Event. „Und das ist ganz klar Gelb!“ Gemeint ist Erzrivale Borussia Dortmund.
Rot leuchtet die Allianz Arena bei Heimspielen der Münchner sowie bei Auswärtsspielen, zur Unterstützung der Mannschaft. „Allerdings wollen wir mit den neuen Farben auch mehr Sonderbeleuchtungen zum Einsatz bringen“, sagt Jürgen Muth, Geschäftsführer der Allianz Arena. „Das haben wir schon getestet für spezielle Events wie den St. Patrick’s Day oder zum EU-Beitritt von Kroatien.“
Es wird jedoch keine zu aufregenden Lichtthemen wie im Innenbereich geben, betont Karner. Das wäre nicht im Sinne der Gesamtarchitektur der Basler Star-Architekten Herzog & de Meuron, die auch federführend bei der Entwicklung des Licht-Konzepts waren. Auch die sind Meister ihres Fachs und haben besonders Wert darauf gelegt, dass mit den Möglichkeiten der neuen LED-Technologie die Fassadengeometrie betont wird und eine klare Licht-Sprache zu erkennen ist.
„Das Licht ist natürlich dynamisch, aber das Stadion soll nicht wie ein blinkender LED-Screen wirken“, führt Karner aus. Auch das Thema Sicherheit spielt dabei eine große Rolle, es sollen nicht etwa Autofahrer abgelenkt werden. „Da das Stadion direkt an der Autobahn liegt, hatten wir während der zweijährigen Planung immer die Verkehrsverträglichkeit im Auge“, so Muth.
Passend für einen Rekordmeister ist die Allianz Arena mit dem neuen Licht-System nun das größte Stadion in Europa und das erste in Deutschland mit einer rundum flächendeckenden LED-Außenbeleuchtung für dynamische Lichtanimationen.
Philips-Marken-Chef Thomas Schönen spricht von einer Partnerschaft auf Augenhöhe. „Wir sind beide Weltmarktführer und auch international aktiv“, so Schönen. „Der FC Bayern hat Büros u.a. in New York und China – das sind auch sehr wichtige Märkte für unsere Lichtlösungen.“
Nicht zuletzt ist Nachhaltigkeit ein großer Treiber, wie Bayern-Vorstand Jung versichert. Mit dem vernetzten LED-System wird mehr als 60 Prozent Energie eingespart – das entspricht etwa 362 Tonnen CO2 pro Jahr. Die Lebensdauer beträgt 80.000 Betriebsstunden, also ungefähr 40 Jahre.
„Anders ausgedrückt sind das 45.000 Spiele des FC Bayern“, lacht Markus Hörwick, Pressesprecher des FC Bayern. „Ohne Verlängerung.“
Da freuen sich nicht nur die Fußball-Fans.
Und es bleibt noch eine Frage. „Was kommt als nächstes? Flutlicht auf LED?“, formuliert ein Journalisten-Kollege. Philips Licht-Chef Karner lacht und besteht mit Augenzwinkern vor den FC-Bayern-Partnern darauf, die Frage niemandem in den Mund gelegt zu haben. „Selbstverständlich haben wir auch LED-Lösungen für Flutlicht – im Einsatz zum Beispiel bereits im Stadion des FC Chelsea in London“, so Karner. „Das bringt deutlich besseres Licht ins Stadion, was insbesondere auch bessere Fernsehbilder ermöglicht.“
Keine Frage also, versichert Muth für die Allianz Arena: „In absehbarer Zeit wird LED auch im Flutlicht-Bereich bei uns eingesetzt.“
Auf Tastendruck ging’s gestern Abend dann los gegen 21.30 Uhr mit der großen Licht-Demo – eigentlich hätte das Frank Ribéry übernehmen sollen. Der allerdings war verhindert, da der Nachwuchs zu Hause nicht fit war.
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