Mit seinem österreichischen Akzent kann man sich Hansjörg Hefel perfekt im „Weißen Rössl“ am Wolfgangsee vorstellen. Doch eine Frau hat ihn nach Frankfurt an den Main gelockt. „Die alte angestaubte Dame der Stadt“, schwärmt er. Das Marriott-Hotel. Es döst im Schatten des kühnen Messeturms vor sich hin und verströmt den Charme von Golf I und Käseigel. Es erregte Hefels Ehrgeiz. Seit 2009 ist er Direktor hier und trimmt das Haus auf Neu. „Schritt für Schritt“, sagt Hefel in sich ruhend.
Im Ballsaal auf Etage 2 schraubt er LED in einen Kronleuchter, vorerst um zu zeigen, wie das Dimmen geht. Auf Etage 5 hübscht er Konferenzsäle auf, auf Etage 33 lässt er vorführen, wie der Weckruf der Zukunft aussehen kann: Licht weckt den Gast sanft, bevor der Rezeptionist zum Telefonhörer greift. Licht passt sich der Tageszeit an und zwar in der Farbtemperatur.
Man ist nicht sicher, ob Hefel für sich persönlich so viel Neues mag oder doch auf Tradition setzt a la „Weißes Rössl“. „Einmal habe ich in einem Hotel den Lichtschalter fürs WC nicht gefunden“, erzählt er. Er will verstehen können, ob die TV-Fernbedienung den Lichtwecker programmiert. Die Gäste vor große Herausforderungen zu stellen, wäre ihm, dem Gastgeber, unangenehm. Dann wäre das „Smart Hotel“ keines mehr.
Der 46-Jährige ist Hotelier mit Leib und Seele und kein Bauingenieur. „Bis vor wenigen Jahren hatte ich vom Bau nur eine vage Vorstellung.“ Das Hotel ist seine Welt, dort hat er gelernt, und zwar von der Picke auf. Von Vorarlberg aus ist er wie in der Branche üblich durch einige Städte getingelt, seit 22 Jahren für Marriott: Wien, München, Budapest, Zürich und jetzt eben Frankfurt. Jahrlang lag ihm am Herzen, dass die Gäste gut aßen und tranken. In Zürich kam das Bauen dazu. Dort stand ein Komplettumbau an, Hefel vertiefte sich in Bautechnik, Energieeffizienz, Grüne Labels und kam in Kontakt mit der Lichtbranche.
Er schwärmt gekonnt von LED, spricht vom Spannungsfeld zwischen Design und Funktion, und zeigt sich fasziniert von der Dynamik der Branche. „Selbst daheim ist das Thema präsent“, räumt er ein: Der Mann baut ein Haus. Er wird sesshaft am Main und nicht am Zürisee. „Warum um Himmels Willen bist du aus Zürich weg“, wird er mehr als einmal gefragt. „Frankfurt ist besser als sein Ruf“, versichert er. So charmant, dieser Österreicher.
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