Ein Diplom hat Christian Merieau nie gemacht. Deshalb ist sein Rat nichts für Kinderohren: „Schule ist nicht alles“, sagt er. Der Schweizer hat auch ohne Uni-Abschluss Karriere als Architekt gemacht. Seine Spezialität sind Hotels. Weil er Europa zu verknöchert findet, ist er nach Dubai umgesiedelt. „Dort ist jeder ein Ausländer.“ Das setze Energie frei.
„Bei Verhandlungen trifft Ausländer auf Ausländer, nicht Asiat auf Europäer“, erläutert Merieau und schwärmt vom Mix der Kulturen. Der mache die Zusammenarbeit so kreativ. Außerdem gebe es für Design keine historischen Fesseln. „In Europa ist Vieles tiefer und hat eine lange Tradition“, sagt er. Schwierig, eigene Akzente zu setzen. In Dubai könne er frei experimentieren. „Asien ist flashy, ist überzogenes Drama, ist Protz.“ Gewissermaßen Bollywood statt französischem Autorenfilm.
Meriau reizt es, wenn Bauherrn „große Egos“ oder vermögende Visionäre sind. „Ohne solche Personen wäre Neuschwanstein nie gebaut worden.“ Wegen seines französischen Akzents wird er häufig für einen Franzosen gehalten, was ihm zugute kommt. Auch Leiden gehört für ihn zum schöpferischen Akt. „Nicht die Glücklichen sind die Kreativsten“, sagt er und ruft dazu auf, nicht zu froh zu sein.
Bei Hotelgästen wird er in der Beziehung auf Granit stoßen. „Die werden bequemer“, fürchtet er, der bereits in 60 Hotels für die Innenarchitektur verantwortlich war. Tablets und Fernsteuerung werden zum Fenster zur Welt. Das Hotelzimmer weiß, was der einzelne Kunde mag. Welches TV-Programm, welche Zimmertemperatur, welches Licht. Die Technologie dafür gibt es bereits.
Die Lobby ersetze das Büro und werde zum Arbeitsort, vergleichbar einer Business-Lounge am Flughafen.
Aus Dubai, dem Traumziel der Kreativen, will Meriau nicht mehr weg. „Das Leben dort ist einfach easier“, erzählt er. Freundschaften seien schnell geschlossen. Außerdem hat er einen Fahrer, einen Gärtner, ein Kindermädchen. Er hat den Strand vor der Tür und kann indoor Ski fahren.
Für Meriau hat es sich gelohnt, nicht zu studieren.
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